Als ich vor Kurzem von einem einwöchigen Atemseminar nach Regensburg nach Hause kam, meinte mein Sohn mit einem süffisanten Lächeln: „Ach was, du warst eine Woche lang atmen? Stell dir vor –  ich atme die ganze Zeit.“

Er hat natürlich recht, Wir atmen, seit wir auf der Welt sind. Atmen geschieht ganz von selbst, ohne, dass wir etwas dazu tun müssen.-  selbst im Schlaf.

Warum also überhaupt Atemtherapie, Atembehandlung oder Atemübungen?

Bewusstheit und Achtsamkeit gegenüber dem Atem, verleihen ihm eine ganz besondere Kraft, eine Art Superpower.

Mich fasziniert, wie schnell mich der Atem in die Gegenwart bringt. Oft bin ich so im Planen und Nachdenken verhaftet: Aufgaben wollen erfüllt werden, Termine sind einzuhalten, Nachrichten warten darauf beantwortet zu werden. So vieles zieht mich weg vom jetzigen Moment.

Das ganze Geheimnis des Lebens steckt in der Atmung O. M. Aivanhow

Ich verbinde mich mit meinem Atem und sofort bin ich ganz da – im Hier und Jetzt. Die Gedanken treten in den Hintergrund, Sorgen sind plötzlich nicht mehr so fordernd. Es entsteht Raum. Mein Atem lässt mich ganz präsent werden und das Leben rauscht plötzlich nicht mehr an mir vorbei, sondern ich befinde mich mitten im Leben – lebendig, verbunden mit mir und der Welt. Es fühlt sich an wie „nach Hause kommen“ zu mir selbst.

Ähnlich, wie der unscheinbare Kent Clark nicht als Superman erkannt wird, verkennen wir oft die verändernde Kraft unseres Atems. Atmen scheint uns so normal, dass wir die Heilkraft, die im Atem steckt, übersehen. Vielleicht scheint es uns zu banal, uns mit etwas, was automatisch abläuft, zu beschäftigen. Doch schon Paracelsus wußte:

„Der Atem heilt von Innen“

Es lohnt sich, dem Atem mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Heute bestätigt die Forschung, die vielen positiven Auswirkungen des bewussten Atmens auf unsere Gesundheit. Freilich ist Atemtherapie keine Instant-Methode. Die Superkraft des Atmens entfaltet sich sanft, durch ein beständiges (Wieder-) Eintauchen in die Atemwahrnehmung.

Sich dem Atem zuwenden, fühlt sich an wie ein erfrischendes Bad im Atemfluss. Diesen Luxus kann ich mir zu jeder Zeit gönnen. Mein Atem steht mir immer zur Verfügung.

 

 Embodiment – den Körper bewohnen

Achtsam atmen

Der Atem führt mich auf direktem Weg in meinen Körper. Bin ich mit meiner Aufmerksamkeit ganz beim Atem, begleite ihn, wagt er sich in neue Körperräume vor. Die Atemkraft weitet, macht weich und durchlässig, meine Lebensenergie kommt wieder in in Bewegung. Spannungen dürfen abfließen, ungesunde Atemmuster sich auflösen. Der Atem begleitet mich in eine tiefe Verbundenheit mit mir selbst und meinem Körper.

Mich selbst wieder finden

Wenn ich mich im Außen verloren habe, finde ich durch den bewussten Atem wieder zu mir zurück. Nur wenige Atemzüge helfen mir, bei mir selbst anzukommen, mich zu spüren und mich neu auszurichten. Meine Körperwahrnehmung verfeinert sich mehr und mehr.

Mein Geist kommt zur Ruhe. Die Konzentration auf meinen Atem reguliert mein Nervensystem. Ist mein Nervensystem gut reguliert, kann ich aus meinem Gedankenkarussell aussteigen und bessere Entscheidungen treffen.

Mein Atem verbindet Körper, Geist und Seele. Vielleicht fühle ich mich deshalb so „ganz“ und vollständig, wenn ich achtsam atme.

 

Bewusst atmen ist sanft und gleichzeitig kraftvoll.

Atemachtsamkeit hat so viel Leichtigkeit in mein Leben gebracht. Ich erlebe die Atempraxis als eine transformierende Kraft. Ja, richtig, wir atmen sowieso die ganze Zeit, doch meine Bewusstheit verleiht dem Atem eine ganz besondere, sanfte und gleichzeitig erstaunlich kraftvolle Qualität.

 Im Alltag bin ich manchmal gefangen von meinen Aufgaben und Sorgen. Mich an das achtsame Atmen zu erinnern hilft mir, wieder heim zu kommen zu mir selbst.

Ich möchte die Atempraxis und ihre verändernde Kraft nicht mehr missen. Ob es ein einwöchiges Atemseminar ist, Atemübungen in der Gruppe oder die bewussten Atemzüge zwischendurch.

 

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