„Zuhause ist, wo das Herz eine Heimat findet“ (Fred Ammon)

Unterwegs sein

In letzter Zeit war ich wirklich viel unterwegs. Auf Seminaren und während meiner dreiwöchigen Auszeit auf Teneriffa und im Oberpfälzer Wald. Manchmal fühle ich mich auch, wenn ich unterwegs bin zuhause. Zählt das? Ist Zuhause, dort wo ich wohne, also Regensburg? Oder dort, wo ich aufgewachsen bin – in Weiden? Oder überall dort, wo ich mal längere Zeit gelebt habe Lancester,Pa – München – Nürnberg – Würzburg?

Woran lässt sich „zuhause fühlen“ denn festmachen? Eine gute Frage. Angeregt von Edith Leistner, die zu diesem Thema eine Blogparade ins Leben gerufen hat, will ich dieser Frage mal ein wenig genauer nachgehen.

Heimkommen

Im Moment nehme ich mir gerade eine dreiwöchige Auszeit (danke an meine Arbeitgeberin, die evang. Kirche, die dies ermöglicht). 8 Tage habe ich auf Teneriffa in einem wunderschönen Hotel verbracht. Der 2. Teil meiner Auszeit findet aktuell in einem kirchlichen Haus statt – Haus Johannisthal im Waldnaabtal. Ich habe mir dieses Haus ausgesucht, damit ich in der Nähe meiner an Demenz erkrankten Mutter sein kann. Ganz in der Nähe der Gegend, in der ich aufgewachsen bin. Wenn ich die vertrauten Orte aufsuche, dann fühle ich mich zuhause, auch wenn ich nicht mehr so ganz hierher gehöre.

Sprachliche Heimat

Hier sprechen die Menschen meinen Heimatdialekt, tiefstes Oberpfälzisch, das böse Zungen als Bellen abtun. Wenn ich meinen Dialekt höre, den ich nicht einmal astrein sprechen kann, dann fühle ich mich sofort daheim bzw. daham. Dann tut sich ein Stück Zuhause ganz plötzlich auf und das kann an jedem Ort der Welt sein, an dem ich einen Oberpfälzer, eine Oberpfälzerin treffe.

Wer wissen mag, wie sich mein Heimatdialekt anhört, der/die höre sich am besten den Sänger Hubert Treml an – es lohnt sich. Wer eine Übersetzung braucht, darf sich gerne bei mir melden.

Zuhause ist für mich, wo ich „ich sein kann

Scheinbar hat „Zuhause“ etwas mit Vertrautheit zu tun.

Es gibt Menschen, die geben mir ein Gefühl zuhause zu sein. Dazu gehört meine Mama. Obwohl sie dement ist, ist da immer noch eine starke Verbindung zwischen ihr und mir und wenn sie mich anstrahlt, dann wird mein Herz weit. Freundinnen, Freunde geben mir oft ein Zuhause-Gefühl, wenn sie präsent sind und ich so sein darf wie ich bin.

Überhaupt, wenn ich mit Menschen zusammen bin und mich gesehen, gehört, gespürt fühle – dann fühle ich mich zu Hause.

Freundinnen

 Die unwirtlichste Gegend wird freundlicher mit guter Musik im Ohr

Dann gibt es Orte, die mich auf wundersame Weise freundlich aufnehmen – zuletzt war Teneriffa ein solcher Ort oder jetzt Johannisthal, ein Hof im Bayrischen Wald oder früher Riccione, der Urlaubsort an dem ich Oft mit meinen Eltern war.

Manchmal riecht es nach Zuhause. Ich bin in einer Bäckerei aufgewachsen und der Duft nach frischem Brot und Semmeln weckt sofort heimatliche Gefühle. Auch der Duft von Jasmin löst ähnliche Gefühle bei mir aus, dabei weiß ich gar nicht so richtig warum.

Manchmal bewohne ich auch Gedichte. Sie nehmen mich auf, heißen mich willkommen und sind scheinbar nur für mich geschrieben worden. In ihnen kann ich mich niederlassen und ein Stück Heimat finden. Eines meiner absoluten Lieblingsgedichte ist von Mark Nepo „Adrift“

Bestimmte Musik macht es mir heimelig. Lieder aus meiner Jugend (z.B. True Colours von Kate Bush) oder Songs, die auf Konzerten meiner Lieblingsgruppen gehört habe (Bukhahara, Zaz, Imagine Dragons ) oder die mich an Situationen oder Menschen erinnern. Das ist pure Magie. Ich bin voller Staunen darüber, was Musik alles vermag. Meinde Erfahrung ist es: Die unwirtlichste Gegend wird freundlich(er) mit einer guten Playlist im Ohr.

Ich glaube, es kommt weder auf den Ort, die Menschen, den Geruch oder die Musik an, ob ich mich zu Hause fühle. Vielmehr auf die Resonanz, die zwischen meinem „Innen“ und dem „Außen“ entsteht.

Kerzenschein

Ein Teil vom großen Ganzen sein

Spiritualität gibt mir ein Zuhause, lässt mich zur Ruhe kommen. Inneren Frieden spüren. Eingebunden sein in etwas, das größer ist als ich. In vielen Religionen finde ich Heilsames und fühle mich darin gut aufgehoben. In vielen Texte, Gedankten bin ich heimisch geworden. Als Achtsamkeitslehrerin weiß ich Gedankengut aus dem Buddhismus zu schätzen, und gleichzeitig spüre ich, meine Wurzeln, mein Zuhause, liegt im Christentum.

Mich zuhause fühlen heißt in Resonanz sein

Ich glaube, es kommt weder auf den Ort, die Menschen, den Geruch oder die Musik an, ob ich mich zu Hause fühle. Vielmehr auf die Resonanz, die zwischen meinem „Innen“ und dem „Außen“ entsteht.

Voraussetzung dafür ist, dass ich offen bin, durchlässig, präsent. Dann kommt etwas in mir in Schwingung. Wenn mein Atem fließt, meine Gefühle, wenn ich alles Erstarrte loslassen kann. – dann kann mich auch die Schwingung von „Außen“ erreichen, die mit mir in Resonanz geht.

Wir können uns in unserer eigenen Wohnung fremd fühlen oder mit unserem Partner oder in einer Freundesrunde, während wir gleichzeitig mit einem komplett fremden Menschen, an einem fremden Ort plötzlich ganz zuhause sind. Das habe ich selbst erst vor kurzem erleben dürfen. Der Blick eines Fremden kann plötzlich ein Heimatgefühl in mir auslösen. Das ist erscheint mir sehr geheimnisvoll.

Fremd oder vertraut?

So können wir uns in unserer eigenen Wohnung fremd fühlen oder mit unserem Partner oder in einer Freundesrunde, während wir gleichzeitig mit einem komplett fremden Menschen, an einem fremden Ort plötzlich ganz zuhause sind. Das habe ich selbst erst vor kurzem erleben dürfen. Der Blick eines Fremden kann plötzlich ein Heimatgefühl in mir auslösen. Das ist erscheint mir sehr geheimnisvoll.

Erst vor ein paar Tagen bin ich darauf gestoßen, dass im Wort Geheimnis auch das Wort Heim, also Zuhause steckt. Ein Geheimnis ist im Sinne der Mystik etwas Unverfügbares, etwas, was wir nicht bis ins letzte planen können. Ich vertraue mich Nicht-Wissen an, lasse alle Anhaftung los und riskiere Unsicherheit.

 Letztlich glaube ich kommt es darauf an, dass wir immer wieder zu uns selbst heim kommen. Das Zuhause in uns finden. Anselm Grün spricht von einem Heiligen Ort in uns, in dem wir nicht verletzt werden können, in dem wir heil und ganz sind. Wenn wir den Zugang zu diesem Ort suchen und finden, wenn auch nur für kurze Momente, dann sind wir angekommen und wirklich zuhause.

Bei uns selbst, in unserm Körper, in unserem Sein zuhause sein, unser „eigenes Land“ einnehmen – das ist wesentlich.

zuhause, Zuhause, Daheim

„Meine Seele sagt mir, wir

alle sind heraus gebrochen aus demselben namenlosen

Herzen und alles Lebendige

erwacht mit einem Stück dieses Originals.

Das Herz schmerzt seinen Weg in die Blüte.

Deshalb kennen wir uns

unter unserer Fremdheit, deshalb heben wir uns gegenseitig auf, wenn wir fallen,

oder wenn wir Schmerzen leiden, halten wir uns,

deshalb tanzen wir zusammen, wenn wir plötzlich vor Freude überrascht werden.

Das Leben besteht aus den vielen Teilen dieses großen Herzens, das sich selbst

wieder zu einem Ganzen zusammen liebt.“

Mark Nepo

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